Mental & Bewusstseins Mentor

Weihnachten 2021.

Was haben wir für eine seltsame Zeit hinter uns, die uns einiges abverlangt hat. Und zu der jetzigen Zeit des Schreibens, immer noch eine Herausforderung darstellt.  Jetzt kommt Weihnachten und ein paar Tage später beginnt ein Neues Jahr. Die berühmte Zeit der Neuanfänge. Käme ein Weihnachtsengel zu uns, um uns einen Weihnachtswunsch zu gewähren, so glaube ich, würden sich die meisten wieder ihr altes normales Leben zurückwünschen. Keiner hätte vor zwei Jahren daran gedacht, dass er einmal so einen Wunsch äußern würde. Es wird wieder ein normales Leben geben, so wie es nach jeder schlimmen Zeit wieder eingetroffen ist. Allerdings nicht mehr identisch mit dem alten Leben zuvor. Jede Zeit hinterlässt ihre Spuren, manche sind nur oberflächlich, während andere tiefe Rillen hinterlassen. Und wie bei allem, gibt es danach gute und weniger gute Erkenntnisse. Dazu fällt mir eine kleine Weihnachtsgeschichte ein.

Die Suche nach dem Guten

Henriette ist genervt. Sie kann das ständige Gemecker ihrer Tante Fräulein Gertrude nicht mehr hören. Allein schon, dass Henriette die schließlich Ihre Nichte ist, sie mit Fräulein Gertrude anreden muss, ist schon seltsam und war nicht gerade förderlich für ein inniges Verhältnis zwischen den beiden. Nachdem Henriettes Eltern, Anfang Dezember aus beruflichen Gründen für drei Wochen ins Ausland mussten und es sonst keine weiteren Verwandten in der Umgebung gab, musste sie zur besagten Tante. Sie fragte sich ständig, was sie wohl Schlimmes getan haben muss, dass ihre Eltern sie so bestraften. Dies würden die längsten drei Wochen ihres Lebens, darüber war sie sich ziemlich sicher. Zu der Zeit wusste sie noch nicht, wie Recht sie auf gewisse Weise damit hatte. Denn aus den 3 Wochen wurden 6 Wochen. Durch unvorhersehbare Komplikationen konnten die Eltern von Henriette erst wieder Anfang der zweiten Januarwoche zurückkommen.

Mittlerweile war die dritte Woche fast um und es waren nur noch wenige Tage bis Heiligabend. Grob geschätzt hat Henriette von ihrer Tante in der Zeit 100-mal gehört, dass früher alles besser war. Irgendwann war es einfach zu viel, der berühmte letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. „Was?“ schrie Henriette. Um dann noch einmal mit verstärkter Lautstärke nachzufragen. „Was genau war denn früher alles besser?“ Fräulein Gertrude schaute Henriette fassungslos an. „Eben alles!“, schrie sie irgendwann zurück. „Aber was genau?“, fragte Henriette erneut lautstark nach. Eine erdrückende Stille und ein leerer Blick von ihrer Tante, den Henriette so noch nie bei ihr gesehen hatte, machten ihr Angst. Am liebsten wäre sie so schnell sie konnte in ihr Zimmer gelaufen. Da sie sich dies nicht traute, blieb sie einfach stehen und wartete. Nach einer gefühlten Ewigkeit liefen Fräulein Gertrude Tränen die Wangen herunter. Henriette fühlte zum ersten Mal tiefes Mitleid für ihre Tante. Was war wohl der Grund für ihre Tränen. Sie hatte sie noch nie weinen sehen. Nach einer kleinen gefühlten Ewigkeit antwortete sie, „Ich weiß es nicht“, dabei war ihre Stimme sehr viel leiser und weicher als gewöhnlich. Nach einem kurzen Moment wiederholte sie, „Ich weiß nicht, was besser war“. „Aber warum sagst du es dann dauernd?“, fragte Henriette ihre Tante. „Setz dich zu mir, ich versuche es dir zu erklären“. Henriette setzte sich und hörte ruhig und geduldig der Lebensgeschichte ihrer Tante zu. Zwischendurch kamen auch ihr die Tränen, wenn sie hörte, wie schwer das Leben ihrer Tante mitspielte. Jetzt verstand sie auch, warum sie so darauf wertlegte, Fräulein Gertrude genannt zu werden. Nachdem sie keine schöne Kindheit und Jugendzeit hatte, sollte ihr Leben endlich eine schöne Wendung nehmen. Fast wäre sie eine Frau Graf geworden, doch durch einen schlimmen Unfall auf dem Weg zur Trauung kam ihr Bräutigam ums Leben. Sie beschloss ein Fräulein Gertrude zu bleiben, denn auch wenn es unmöglich war, hoffte sie sich insgeheim, dass sie eines Tages aus diesem Alptraum erwachte und mit ihrem Bräutigam vorm Altar steht. Sie hielt so an der Vorstellung fest, dass sie jeden Tag hasste, an dem sie aufwachte, und sich in ihrer kleinen Wohnung wiederfand, und nicht wie gewünscht mit ihrem liebsten vorm Traualtar.  Henriette versuchte sich vorzustellen, was für Schmerz wohl ihre Tante aushalten musste, doch gleichzeitig, tat es ihr auch leid, um all die Jahre in denen sie ohne jede Lebensfreude vor sich hinlebte. Nach einer Weile fragte Henriette ihre Tante, „Hätte er es denn gewollt, dass du den Rest deines Lebens so traurig und einsam bist?“ „Nein natürlich nicht, er war voller Lebensfreude und in der kurzen gemeinsamen Zeit haben wir viel gelacht“, antwortete sie. „Denkst du dann nicht, dass es ihn traurig macht dich so zu sehen? Ich meine, wenn er vom Himmel auf dich schaut?“, fragte Henriette bei ihrer Tante nach. Worauf sie entgegnete, dass es ihm wohl das Herz brechen würde, wenn er sie so traurig sähe. „Wir könnten ihn wieder glücklich machen, ich würde dir gerne dabei helfen“. Ihre Tante schaute Henriette fragend an, „Wie stellst du dir denn vor, wie das funktionieren soll?“. Darauf antwortete Henriette, „Indem ich für dich da bin und du aufhörst einsam zu sein“. „Möchtest du das denn überhaupt?“, fragte die Tante.  Henriette lachte und sagte, „Ja liebend gerne, aber nur wenn ich nicht mehr Fräulein Gertrude zu dir sagen muss“. Henriettes Tante lachte und weinte gleichzeitig während sie ihre Nichte ganz fest an sich drückte. Es wurde ein ganz besonderes Weihnachtsfest und ein Sylvester mit vielen schönen neuen Vorsätzen. Entgegen all den Jahren zuvor kaufte Henriettes Tante einen Weihnachtsbaum und Weihnachtsschmuck, denn sie hatte beschlossen ihr Leben wieder bewusst zu Leben mit all seinen Schatten und Sonnenseiten. Sie wollte nicht mehr dem Nachtrauern was war, sondern aus dem was Gegenwart und Zukunft brachte, dass Beste machen. Von da an war Henriette freiwillig, gerne und oft bei ihrer Tante. Irgendwann fragten ihre Eltern Henriette, was sie denn mit ihrer Tante so mache. Da antwortete Henriette, „Jeden Tag die schönen Dinge des Lebens suchen, um uns dann, einfach daran zu erfreuen“.

Jede Erfahrung im Leben ist wichtig deshalb werde ich die vergangene Zeit nicht ignorieren. Aber für dieses Weihnachten und das kommende Jahr 2022, möchte ich es so wie Henriette und ihre Tante handhaben. Nach den schönen Dingen im Leben schauen und mich daran erfreuen.

Mein Wunsch für Euch.

Ein Weihnachtsfest, voller Harmonie, Freude und Leichtigkeit.

Ein liebevolles Miteinander, dass über allem steht.

Und möge das Jahr 2022 Geschichten erzählen

die Freudentränen und lachende Gesichter hervorrufen.

Fröhliche Festtage

Petra Glas

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