Mental & Bewusstseins Mentor

4. Advent und Weihnachtsgeschichte

Die verliebte Schneeflocke


Mitten in einer riesigen Wolke, von Menschenaugen nicht wahrnehmbar, wartete eine kleine Schneeflocke darauf vom Himmel herab auf die Erde schweben zu dürfen. Kurz zuvor war dies noch ganz anders. Da freute sie sich die Welt von oben bestaunen zu dürfen, über alles hinweg zu schweben und das Treiben unter ihr zu beobachten. Doch nun sind ihre Gedanken verändert. Jetzt fieberte sie dem Moment entgegen, endlich runter zu dürfen. Hinab zu ihm, dem kleinen Stückchen Holz, über dem sie erst seit kurzem schwebten. Für die kleine Schneeflocke war es Liebe auf den ersten Blick. Sie fühlte sich plötzlich so leicht, so beschwingt und gefüllt von dem Wunsch, dem kleinen Stückchen Holz etwas näher zu kommen. Zwar vergrößerte sich die Wolke immer mehr, wurde dadurch größer und sank folglich tiefer. Sehr zur Freude des Schneeflöckchen. Und doch schienen sie sich immer weiter zu entfernen.

„Oh, wenn ich mich doch nur lösen könnte, und hinunter schweben bevor die große Wolke mich weiterträgt.“

Gerade in diesem Moment, als das kleine Schneeflöckchen am Rande der Verzweiflung war, flog ein kleiner Engel unter der Wolke entlang. Der Engel bemerkte die kleine traurige Schneeflocke, hielt an und fragte: „Was stimmt dich so traurig?“ Die kleine Schneeflocke klagte dem Engel ihr Leid mit der Frage: „Kannst du mich nicht herauslösen und runterfallen lassen?“ Ihr Blick war flehend und hoffnungsvoll.

„Sicher kann ich das.“ Antwortete der Engel. „Aber kannst du auch die Konsequenzen tragen?“

„Was meinst du mit Konsequenzen?“ Fragte die kleine Schneeflocke.

„Die Konsequenz des Wünschens.“ Erwiderte der Engel.

Die Schneeflocke war etwas verwirrt, und fragte deshalb erneut. „Wünsche haben Konsequenzen?

„Jede Handlung jeder Wunsch hat Konsequenzen.“ Antwortete der Engel und fuhr fort. „Die können sowohl positiv als negativ sein. Bei deinem Wunsch zum Beispiel ist eine Konsequenz, dass du ganz allein auf dem Fleckchen Erde sein wirst. Du könntest vom Wind getragen, weit von deinem Holzstückchen entfernt landen. Bevor der Engel weitersprechen konnte, entgegnete das Schneeflöckchen schnell.

„Dann sollte ich mir wohl lieber wünschen, dass du mich nicht einfach nur herauslöst, sondern mich nahe zu ihm bringst.“

Und was ist, wenn das kleine Stückchen Holz gar nichts für dich empfindet?“ Fragte der Engel nach.

„Meine Liebe reicht für uns beide.“ Erwiderte die Schneeflocke schnell.

„Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie sich eine einseitige Liebe anfühlt?“

Auf diese Frage des Engels entgegnete die Schneeflocke rasch: „Kann es denn schlimmer sein, als sich weit weg von dieser geliebten Person zu befinden, und niemals rausfinden zu können, was sie für mich fühlen würde. Selbst auf die Gefahr hin, dass da keine Gefühle mir gegenüber wären, ist es doch besser zu Wissen, anstatt sich im Unklaren zu befinden.“

„Ich sehe schon,“ sagt der kleine Engel. „Du scheinst voll entschlossen zu sein, mit allen möglichen Konsequenzen. Aus diesem Grund möchte ich das Meinige dazu tun.“

Der kleine Engel löst die verliebte Schneeflocke heraus, fliegt mit ihr hinab, und lässt sie erst dann los, als sie sich sicher ist, dass sie an der richtigen Stelle landen wird. Im Landeanflug gab das kleine Schneeflöckchen alles, um sich in seiner schönsten, glitzerten Schneeblume zu entfalten. Und so landete es in seiner vollendeten Form auf einem Stein, in Augenhöhe neben dem Stückchen Holz.

Bevor die Schneeflocke über ihre weitere Vorgehensweise nachdenken konnte, sprach das kleine Stückchen Holz schon zu ihm.

„Welch wunderbarer Anblick du doch bist. Und wie schön deine Schneeblume glitzerte als du so anmutig auf den Stein schwebtest.“

Schneeflöckchen muss ankämpfen, gegen eine Ohnmacht, die sie vor lauter Freude über die lieben Worte, des Stückchen Holzes in sich aufsteigen fühlte. Mit zitternder Stimme hauchte das kleine Schneeflöckchen. „Danke.“

Sie wollte noch soviel mehr sagen, doch ihre Stimme versagte ihr jeglichen Dienst. Zum Glück war das kleine Holstückchen nicht ganz so wortverlegen und begann erneut das Gespräch.

„Wieso bist du ganz allein hier? Wo sind all die anderen Flöckchen aus deiner Wolke?“

Oh… die kommen später. Ich hatte… hatte es etwas eiliger herunter zu kommen.“ Stotterte sie mit leiser Stimme.

„Warum, du wärst doch viel sicherer da oben und hättest ein längeres Dasein?“

Auf diese Bemerkung des Holzstückchen hin, war nun die Stimme des Schneeflöckchen noch leiser und zittriger.

„Ja aber ich finde mein Dasein erfüllter, hier neben dir zu liegen, auch wenn es dadurch etwas kürzer ist.“

Nach einer kurzen Pause antwortete das kleine Holzstückchen. „Ach du liebliches kleines Schneeflöckchen. Wenn mein Dasein jetzt Enden würde, so könnte ich sagen, dass ich all meine Erfüllung gefunden habe in der Begegnung mit dir.“

Für einen Moment strahlte das Glück der beiden, als hätte sich die ganze Welt im Schein der Liebe verwandelt.

Und so wunderschön der Moment auch gerade war, so schnell holte die beiden die Wirklichkeit ein.

Schritte kamen näher, Männerstimmen ertönten durch die zuvor so ruhige friedliche Landschaft.

„Last uns Holz für ein Feuer sammeln“, schallte eine tiefe männliche Stimme noch nach, als auch schon eine große muskulöse Hand nach dem kleinen Stückchen Holz griff und es forttrug. Nicht weit. Nah genug, so, dass das vor Angst bebende Schneeflöckchen alles mit ansehen musste. Es sah wie sein geliebtes Stückchen Holz auf einen Haufen getürmt und mit dem anderen Holz angezündet wurde. Keine Worte können das Leid, der beiden ausdrücken. Die Zeit verging und das Feuer glühte nur noch dahin. Langsam kam ein kleiner Wind auf. Das Schneeflöckchen ergriff das Wort und rief.

„Wind, kannst du mir helfen? Kannst du mich mitnehmen? Zur Feuerstelle, zu meinem geliebten Holzstückchen tragen?“

„Kann ich schon, kannst du auch die Konsequenzen ertragen?“ Entgegnete der Wind.

Dieses Mal musste die kleine Schneeflocke nicht nachfragen. Sie war sich über die Konsequenz voll bewusst.

„Wind ich frage dich, was ist wohl schlimmer? Hier zu liegen, nicht weit von meinem geliebten Holzstückchen, und mit ansehen zu müssen wie es komplett zu Asche wird. Um dann Tage lang darauf zu warten, bis auch ich endlich mich auflöse. Oder mein Dasein zu verkürzen um während mein geliebtes Holzstückchen verglüht in ihm zu verschmelzen.“

Der Wind wusste nun was er zu tun hatte. Er hob sanft das kleine Schneeflöckchen an, trug es mit sich, um es dann auf dem kleinen Rest des klimmenden Holzstückchen behutsam abzusetzen. Für einen kurzen Moment der Vereinigung entfachten sich das Feuer in seiner vollen Pracht. Angefeuert vom Wind, ermutigt von einem Engel, der dem ganzen Geschehen beiwohnte. Als die Flamme erlosch, stiegen wie aus Zauberhand zwei unbeschreiblich schöne Lichtsäulen, aus der noch glimmenden Glut empor. Der kleine Engel sprach zu den Lichtsäulen.

„Hallo, liebliche Schneeflocke. Hallo, kleines Stückchen Holz. Aufgrund der unsagbaren Liebe und Opferbereitschaft der kleinen Schneeflocke, haben wir entschieden euch noch eine Weile der Gemeinsamkeit auf der Erde zu schenken. Ihr werdet eine neue Hülle bekommen und die Möglichkeit als Paar zu leben. Macht das Beste daraus. Bis bald ihr Lieben.“

Mit diesen Worten verschwand der kleine Engel.

„Schau sich das einer an.“ Hörte man plötzlich einen der Männer rufen.

„Wo kommt um diese Zeit mitten im Feld, ein so hübsches weißes Taubenpärchen her?“

Tanzend vor Freude fliegt das neu geborene Taubenpärchen umher. Und in diesem Moment erschien die Welt wieder in den wunderschönen leuchtenden Farben des Glückes.

 

Ich wünsche euch allen von ganzem Herzen, dass jedem von euch mal das Gefühl des vollkommenen Glückes erfährt.

Eine wunderschöne Weihnachtszeit, gefolgt von einem Jahr voller Freude, Harmonie und Liebe.

Alles Liebe

Petra Glas 😊

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